Diabetes und Zahngesundheit – Gefährliches Wechselspiel
Zahnärzte und Diabetologen haben längst erkannt, dass eine Wechselwirkung zwischen Diabetes und Parodontitis besteht. Diabetikern ist der Problemkreis oft nicht bewusst, dass eine schlechte Blutzuckereinstellung Parodontitis begünstigt und umgekehrt begünstigt eine unbehandelte Parodontitis hohe Blutzuckerwerte.
Warum ist das so?
Blutzuckerwerte beeinflussen Parodontitis
Das Zahnfleisch ist durchzogen von kleinen Blutgefäßen (Kapillaren). Normalerweise reagiert das Zahnfleisch auf eine Entzündung mit einer verstärkten Durchblutung, um die Abbauprodukte der Bakterien abzutransportieren. Eine schlechte Blutzuckereinstellung gefährdet diesen natürlichen Abwehrmechanismus des Körpers. Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte können Ablagerungen
in den kleinen Gefäßen (Mikroangiopathie) verursachen und diese in ihrer Funktion beeinträchtigen. Dies betrifft auch die Gefäße in der Mundhöhle. So wird die Entstehung von Parodontitis begünstigt, denn
- die Durchblutung lässt nach;
- die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Zahnfleisches ist gefährdet;
- der natürliche Abwehrmechanismus des Körpers gegen Bakterien wird dadurch geschwächt;
- Bakterien können sich ungehindert vermehren und das Zahnfleisch angreifen.
Weitere Faktoren, die die Entstehung einer Parodontitis begünstigen, sind Rauchen und mangelnde Mundhygiene.
Parodontitis beeinflusst die Blutzuckerwerte
Eine unbehandelte Parodontitis begünstigt hohe Blutzuckerwerte. Eine wesentliche Ursache dafür sind Entzündungsherde im Mund. Diese können die Insulinresistenz der Zellen erhöhen, d. h. der Körper kann das Insulin schlechter verwerten. Zusätzlich erschweren Entzündungen – wie sie auch bei einer Parodontitis vorliegen – die optimale Einstellung des Blutzuckerwertes.
Auch das Kariesrisiko steigt
Eine instabile Blutzuckereinstellung begünstigt außerdem die Entstehung von Karies, denn sie führt zu einer verminderten Bildung von Speichel. Speichel hat zwei wichtige Funktionen: Zum einen hat er eine antibakterielle Wirkung, zum anderen enthält er Mineralsalze, die permanent die Zähne reparieren. Ist der Mund zu trocken, kann der Zahnschmelz schneller von Kariesbakterien angegriffen werden.
Schutz vor Parodontitis
Wenn das Zahnfleisch zurückgeht und sich Zähne im Kiefer lockern, spricht der Zahnarzt von Parodontitis (allgemein auch „Parodontose“ genannt). Diabetes gilt als Risikofaktor für Parodontitis, wobei das Risiko mit einer schlechten Diabeteseinstellung zunimmt. Welche Ursachen Parodontitis hat, und was Sie dagegen vorbeugend tun können, erfahren Sie in dieser Ausgabe der Serie Diabetes-Wissen.
Erstes Anzeichen: Zahnfleischbluten
Unsere Mundhöhle ist besiedelt mit Bakterien, die Karies und Zahnfleischentzündungen verursachen können. Sie sind Bestandteil des Zahnbelags (Plaque), der sich nicht nur auf die Zähne, sondern auch in die Zahnzwischenräume und auf den Zahnfleischrand legt. Werden Zahnbelag und Bakterien nicht ausreichend beseitigt, kann es zur Bildung von Zahnstein kommen. Zudem ist die Mundhöhle ein idealer Nährboden für die Vermehrung der Bakterien. Eine Entzündung des Zahnfleisches wird so begünstigt. Die erste Stufe dieser Entzündungen nennt der Fachmann Gingivitis.
Geschwollenes, gerötetes Zahnfleisch, Bluten beim Zähneputzen oder beim Essen: Schon bei den ersten Anzeichen einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis) sollten Sie zum Zahnarzt gehen, um die Entstehung einer Parodontitis zu verhindern.
Parodontitis: Fortschreitende Entzündung
Wenn die Gingivitis nicht behandelt wird, kann sich die Entzündung am Zahnfleischrand zwischen Zahn und Zahnfleisch einnisten. Hier sind die Bakterien vor dem Putzen weitestgehend geschützt und können sich ungehindert vermehren. Die Entzündung schreitet in die Tiefe fort und zerstört in einem chronischen Prozess den Knochen. Dies führt zu einer zunehmenden Lockerung des Zahnes bis hin zum Zahnverlust.
Das können Sie für Ihre Zahngesundheit tun
Beugen Sie Paradontitis vor durch:
- eine gründliche Mundhygiene
- regelmäßige Zahnarztkontrollen
- eine gute Blutzuckereinstellung
- Verzicht auf Rauchen
- eine ausgewogene Ernährung
- Vermeidung von Übergewicht und Stress
- Beachtung früher Signale wie blutendes, gerötetes oder geschwollenes Zahnfleisch, Mundgeruch, Zahnfleisch-Rückgang, o.ä
Gründlich Zähne putzen: Morgens nach dem Frühstück und abends nach dem Essen ist die richtige Zeit für Zahnpflege (natürlich können Sie auch öfter zwischendurch putzen, wenn Sie möchten). Mindestens zwei Minuten dauert es, die Zähne gründlich zu reinigen. Dabei ist die richtige Putztechnik entscheidend. Der Zahnarzt zeigt es Ihnen sicher gerne noch einmal beim nächsten Besuch: Nicht hin und her schrubben, sondern in kreisenden Bewegungen über Zähne und Zahnfleisch bürsten – und zwar von links nach rechts. Die Innenseiten nicht vergessen. Vorne werden die Zahnbeläge durch kleine Rüttelbewegungen gelöst. Übrigens: Auch in der Zahnbürste sammeln sich Bakterien. Alle sechs Wochen sollte sie erneuert werden.
Professionelle Zahnreinigung lohnt sich: Die meisten Zahnärzte bieten heute eine professionelle Zahnreinigung zur Vorbeugung von Zahnerkrankungen an. Sie umfasst u. a. die gründliche Reinigung der Zähne, Zahnzwischenräume und eventueller Zahnfleischtaschen mit speziellen Instrumenten. Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse bzw. Zusatzversicherung nach, ob sie die Kosten übernimmt.
Zahnseide: Ein Muss Bakterielle Zahnbeläge (Plaque) setzen sich auch zwischen den Zähnen fest. An sie kommt man nur mit Zahnseide oder speziellen Zahnzwischenraum-Bürsten heran. Einmal täglich sollten Sie die Zahnzwischenräume damit reinigen, am besten lassen Sie sich beim nächsten Zahnarztbesuch zeigen, wie es geht.
Ergänzung Zungenreiniger: Auch auf der Zunge sammeln sich bakterielle Beläge, die zudem Mundgeruch verursachen. Mit speziellen Zungenreinigern kann man diese Beläge abschaben.
Ergänzung Mundspülungen: Mundspülungen können zusätzlich helfen, schädliche Bakterien zu bekämpfen. Hier gibt es Produkte mit verschiedenen Zusätzen (z.B. Fluor und desinfizierende Lösungen). Fragen Sie Ihren Zahnarzt, was er empfiehlt.
Ergänzung Kaugummi: Kaugummi ohne Zucker ist empfehlenswert, um nach Zwischenmahlzeiten schädliche Säuren zu neutralisieren und Karies zu vermeiden.
Ergänzung Fluoridgel:
Wer zusätzlich etwas zur Kariesprophylaxe tun möchte, kann einmal wöchentlich ein spezielles Fluoridgel aus der Apotheke auftragen.