Diabetes und Sport – ziemlich beste Freunde
Ein gemütlicher Spaziergang um den Block oder eine fordernde Stunde im Sportstudio – Sport und Bewegung haben immer Auswirkungen auf unseren Körper. Deswegen muss auch das Diabetesmanagement an das Training angepasst werden und zwar ganz individuell. Körperliche Aktivität verbessert die Aufnahme von Glukose in die Muskulatur. Während und auch noch einige Zeit nach dem Sport ist die Glukoseverarbeitung im Körper verändert. Der Körper benötigt während des Sports weniger Insulin und dieser Effekt kann, je nach Belastung, auch noch für einige Stunden anhalten. Während dieser Zeit ist der Körper bestrebt, seine Glukosespeicher in den Muskeln wieder zu füllen, man spricht auch vom „Muskelauffülleffekt“.
Durch regelmäßiges Training wird so der Stoffwechsel trainiert: die Insulinempfindlichkeit steigt, der Insulinbedarf sinkt.
Wie viel weniger Insulin der Körper benötigt, lässt sich aber nicht pauschal beantworten, sondern ist abhängig von verschiedenen Faktoren.
Faktor 1: Intensität des Sports und der eigene Trainingszustand
Aufschluss geben folgende Fragen: Wie sehr belastet mich die körperliche Bewegung im Rahmen meiner Leistungsfähigkeit? Bei der Einstufung der persönlichen Leistungsfähigkeit kann man sich folgendermaßen orientieren:
- Bei 30 % Belastung: leichtes Atmen; man kann sich noch gut während des Sports unterhalten.
- Bei 50 % Belastung: tieferes Atmen; man kann sich noch unterhalten, aber es fällt schwerer.
- Bei 70 % Belastung: tiefes Atmen, Schnaufen; eine Unterhaltung ist nicht möglich.
Faktor 2: Die richtige Sportart für Diabetes mellitus
Ausdauersportarten wie Walken, Joggen oder Fahrradfahren belasten den Körper konstant, d.h. Schwankungen im Insulinbedarf sind weniger zu erwarten. Schwieriger einzuschätzen sind Sportarten mit wechselnder Belastung, also solche, bei denen man von Zeit zu Zeit Pause macht. Dazu gehören etwa Ballsportarten wie Fußball und Handball, aber auch Tennis, Squash und Skifahren.
Faktor 3: Dauer der sportlichen Betätigung
Dieser Faktor spielt dann eine Rolle, wenn während des Sports Kohlenhydrate aufgenommen werden müssen und dafür zusätzlich Bolusinsulin gegeben wird, zum Beispiel bei mehrstündigen Belastungen wie bei einer Bergwanderung oder eines Marathons.
Die Diabetestherapie anpassen
- Flexible Anpassung am besten durch die temporäre prozentuale Senkung der Basalrate
- Die Höhe der Basalratensenkung wird bestimmt durch:
- Ausgangsblutzucker zum Zeitpunkt der Senkung
- Intensität des geplanten Sports
- eventuell noch wirkendes Bolusinsulin
- Vorlaufzeit der Basalratensenkung:
- mindestens eine Stunde (Analoginsulin)
- mindestens zwei Stunden (Normalinsulin)
- Tipp: In kleinen Schritten (10 Prozent) herantasten und besser etwas zu viel Insulin reduzieren als zu wenig, um Hypoglykämien zu vermeiden.
- Ablegen der Insulinpumpe: bis zu 90 Minuten ohne Insulingabe möglich – bei regelmäßiger Blutzuckerkontrolle. Danach zumindest ein kleiner Bolus, um eine Stoffwechselentgleisung zu vermeiden.
Ausgangsblutzucker – folgende Richtwerte werden allgemein empfohlen:
- Vor dem Sport: 160 bis 180 mg/dl (8,9 bis 10,0 mmol/l).
- Bei einem Wert höher als 250 mg/dl (13,9 mmol/l) zunächst Urin auf Azeton kontrollieren bzw. Ketonwert im Blut messen. Kein Sport bei positivem Azeton bzw. Ketonwert < 0,6 mmol/L.
Hypoglykämien beim Training vermeiden
- Vor, während und nach dem Sport den Blutzucker kontrollieren.
- Sporttagebuch mit Blutzuckerwerten, BE und Basalratensenkung führen, um sich selbst besser einschätzen zu können.
- Bei Werten unter 150 mg/dl (8,3 mmol/L) ein bis zwei Sport-BE zu sich nehmen und 20 Minuten mit dem Sport warten.
- Sport-BE richtig wählen: Schnelle BE sind in Saft / Saftschorle, Banane und (flüssigem) Traubenzucker enthalten, langsame BE zum Beispiel in Müsliriegeln.
- Muskelauffülleffekt beachten:
- Basalratensenkung auch nach dem Sport noch einige Zeit beibehalten.
- Bei Sport am Abend vor dem Schlafengehen auf einen ausreichenden Blutzuckerwert (mindestens 140 mg/dl bzw. 7,8 mmol/l) achten.