Diabetes in Kindergarten und Schule
Typ-1-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindesalter. Doch dank moderner Therapien können Kinder mit Diabetes heute ein Leben führen, das sich von dem Gleichaltriger kaum unterscheidet. Vorausgesetzt, sie sind gut informiert und arbeiten im Rahmen der Diabetestherapie entsprechend mit.
Diagnose Typ-1-Diabetes
Zunächst ist es meist ein Schock: Die Diagnose Typ-1-Diabetes trifft in Deutschland jedes Jahr etwa 22.000 Kinder und Jugendliche sowie ihre Eltern und Geschwister. Die Forschung vermutet, dass das Risiko zu erkranken durch genetische Ursachen bestimmt und stark durch Umweltfaktoren beeinflusst wird. Was genau die Krankheit dann allerdings ausgelöst, weiß man bisher noch nicht.
Die Diagnose geht verständlicherweise mit Angst und Unsicherheit einher – und wirft viele Fragen auf. Zum Glück müssen Betroffene die Situation nicht allein bewältigen. Ärzte, Diabetesberater und Psychologen stehen bereit, um sie im Alltag zu unterstützen. Diese Hilfe sollten Eltern auch aktiv einfordern, damit sie ihr Kind gut informiert und motiviert begleiten können. Denn Unterstützung durch die Familie ist für Kinder besonders wertvoll.
Insulinpumpen und CGM-Systeme für Kinder
Nach Angaben der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) wird die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen mit Diabetes mit einer Insulinpumpe behandelt. In der Altersgruppe bis sechs Jahre sind es sogar über 90 Prozent. Und auch die Nutzung von Systemen zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) findet in der Kinder-Diabetologie zunehmend Anwendung. Die Kombination aus Insulinpumpe und CGM-System kann die Diabetestherapie erleichtern und die Lebensqualität verbessern.
Diabetes-Tipps für Eltern
Wenn der Nachwuchs morgens das Haus verlässt, nimmt es auch den Diabetes mit. Hoffentlich, bangen die Eltern, wird auch heute wieder alles gutgehen. Wie das Kind durch den Tag kommt, hängt auch davon ab, welche Unterstützung es in Schule und Kindergarten erfährt.
Diabetes und Schule
Die meisten Schulkinder mit Diabetes können bereits selbstständig ihren Blutzuckerspiegel messen und sich Insulin spritzen. Anders sieht es im Kindergartenalter aus. Und auch bei den „Großen“ fühlen sich Eltern sicherer, wenn sie wissen, dass es jemanden gibt, der darauf achtet, dass ihr Kind regelmäßig die Werte checkt und gegebenenfalls etwas isst. Außerdem ist es beruhigend, wenn eine Begleitperson da ist, die im Notfall, etwa bei einer Unterzuckerung, weiß, was zu tun ist. Sind Erzieherinnen und Erzieher mit dieser Situation überfordert, wird das vor allem für berufstätige Eltern problematisch. Ohnehin sind Lehrerinnen und Erzieher, wie jeder andere auch, grundsätzlich nur zur Leistung von Erster Hilfe verpflichtet – also beispielsweise wenn das Kind unterzuckert. Beim Besuch von Kindergarten oder Schule muss sichergestellt sein, dass die Therapie selbst durchgeführt werden kann. Entweder durch das Kind oder durch Angehörige bzw. eine Pflegekraft.
Über Jahre forderte die DDG deshalb eine bundeseinheitliche Regelung zur Integration von Kindern mit Diabetes in Schule und Kita. Inzwischen bringen drei Entscheidungen aus dem Jahr 2017 für Eltern erhebliche Erleichterung. Sie stellen klar: Kinder mit Diabetes haben Anspruch auf eine Begleitperson, falls dies für Kindergarten oder Schule bzw. Schulausflüge erforderlich ist. Die Kosten übernimmt der Staat. Das Einkommen der Eltern spielt dabei keine Rolle. Eltern können die benötigte Leistung beim zuständigen Integrationsamt beantragen und gegebenenfalls per Eilverfahren die Übernahme der Kosten erwirken. Alternativ können sie einen Antrag auf Zahlung einer monatlichen Summe stellen und mit dieser dann selbst eine Begleitperson bezahlen. Auskünfte zur Kostenübernahme von Pflegekräften geben auch die Krankenkassen.
Betreuer mit ins Boot holen
Viele Eltern haben die Erfahrung gemacht, dass Erzieherinnen und Lehrer durchaus bereit sind, sich mehr zu engagieren, wenn sie mehr über den Diabetes wissen oder schon einmal ein Kind mit Diabetes betreut haben. Gerade am Anfang kann ein sachliches Gespräch helfen: Was ist Diabetes? Wie hängen Mahlzeiten, Sport und Blutzuckerwerte zusammen? Was kann das Kind schon selbst, wo braucht es Hilfe oder gelegentlich eine Erinnerung? Was kann schlimmstenfalls passieren? Zählen Sie konkrete Maßnahmen auf, wie die betreuenden das Kind unterstützen können: Zum Beispiel, indem sie mit auf Anzeichen einer Unterzuckerung achten, ans Blutzuckermessen und Essen erinnern (vor allem beim Schulsport), Traubenzucker reichen und im Zweifelsfall die Eltern telefonisch kontaktieren. Sie können auch schriftliche Vereinbarungen darüber treffen, welchen Maßnahmen Sie ohne Rückfragen zustimmen – so sind beide Seiten abgesichert, zum Beispiel bei einer Bolusgabe über die Insulinpumpe. Deutlich gemacht werden sollte auch: Ein Kind mit Diabetes ist so leistungsfähig wie jedes andere. Es will keine Sonderstellung und kein „Mitleid“, sondern einfach ganz normal sein. In Rheinland-Pfalz gibt es dazu ein Pilotprojekt, bei dem pädagogischen Fach- und Lehrkräfte im Umgang mit Diabetes mellitus bei Kindern geschult werden. Mehr Info zum Projekt finden Sie direkt beim Diabetes Kinderhilfeverein.
Mit Diabetes am Start
Gerade beim Thema Sportunterricht und Diabetes sind viele Lehrerinnen und Lehrer unsicher. Doch auch der stellt kein Problem dar, wenn alle die Regeln kennen. Hierzu haben wir eine Checkliste zusammengestellt, die Sie ihrem Kind, Trainern und Betreuern mit auf den Weg geben können. Einfach die Checklisten kopieren oder im Downloadbereich das PDF herunterladen und die fehlenden Werte eintragen.
Die Nutzung von CGM-Systemen mit Alarmfunktion macht vieles für Menschen mit Diabetes, deren Angehörige sowie betreuenden Personen einfacher. Wichtig ist jedoch, auf die Alarme angemessen zu reagieren. Das Empfängergerät sollte sich unbedingt in Reich- und Hörweite befinden.
Checkliste für Lehrer und Lehrerinnen und Trainerinnen und Trainer
- Sport bzw. körperliche Anstrengung kann den Blutzucker senken.
- Alles, was unser Kind für den Diabetes braucht, hat es in einer Tasche/ Box/ ________ dabei.
- Unser Kind muss vor dem Sport den Blutzucker messen. Bitte lassen Sie sich den Wert zeigen.
- Der Wert muss mindestens ____ sein, sonst darf es nicht mit dem Sport beginnen.
- Keinen Sport treiben darf es, wenn der Wert höher ist als ____.
- Eine Unterzuckerung (niedrige Werte) während des Sports erkennen Sie vor allem an diesen Symptomen: plötzliche Verhaltensänderung, Müdigkeit, auffälliger Wechsel der Gesichtsfarbe, Zittern, Schwitzen, blasses Munddreieck. Es kann sein, dass das Kind über Kopf- oder Bauchschmerzen oder „weiche Knie“ klagt bzw. generell äußert, dass es ihm nicht gut geht.
- In diesem Fall muss unser Kind den Sport sofort abbrechen und den Blutzucker messen. Bitte lassen Sie sich den Wert zeigen.
- Ist der Wert niedriger als _____, muss es sofort Traubenzucker oder Gummibärchen essen oder Fruchtsaft/Cola/Limo trinken.
- Bitte lassen Sie das Kind in dieser Situation nicht alleine, vor allem nicht alleine nach Hause gehen.
- Im Notfall bitte einen Arzt verständigen und uns kontaktieren.
Checkliste für Kinder und Jugendliche
- Bevor du dich mit der Klasse auf den Weg zum Sportunterricht machst, musst du deinen Blutzucker messen. Zeige deinem Lehrer/deiner Lehrerin bzw. dem Trainer/der Trainerin den Blutzuckerwert.
- Der Wert muss mindestens _____ und darf höchstens _____ sein, damit du mit dem Sport anfangen darfst.
- Du solltest immer etwas zu essen dabei haben, z. B. Obst, Brot, Müsliriegel, Saftpäckchen, denn bei niedrigen Werten musst du erst etwas essen oder trinken, anschließend etwa 20 Minuten warten und noch mal messen, bevor du mit dem Sport beginnst.
- Wenn du dich beim Sport zwischendurch nicht gut fühlst, dann solltest du sofort aufhören. Sage es deinem Lehrer/deiner Lehrerin bzw. dem Trainer/der Trainerin.
- Miss den Blutzucker und nimm Traubenzucker, wenn der Wert niedrig ist.