Für den Diabetes sorgen, heißt für sich selbst sorgen.
In einer schnelllebigen Welt kann es schwierig sein, einen achtsamen Blick für sich selbst und seinen Körper zu behalten. Doch Selbstfürsorge bei Diabetes ist wichtig.
Immer mehr Menschen hierzulande werden älter. Die Lebenserwartung steigt – und das gilt auch für Menschen mit Typ- 1-Diabetes. Während wir immer älter werden, bleiben wir dabei gleichzeitig jünger. Sprich: Wer heute über 70 ist, ist in der Regel geistig und körperlich fitter als die meisten Gleichaltrigen noch vor 20 Jahren. Dies trägt zu einer längeren Selbstständigkeit im Alter bei und damit verbunden steigen auch Wohlbefinden und Zufriedenheit. Das sind die Ergebnisse der Berliner Altersstudie II 1,2 und es sind Nachrichten, die optimistisch stimmen.
Bewusster Lebensstil
Gesundheit im Alter ist nicht selbstverständlich, die meisten müssen etwas dafür tun. Manche mögen das lästig finden, andere betrachten das, was allgemein als Gesundheitskompetenz bezeichnet wird, als bereichernd. Fakt ist: Menschen, die Aktivität und ausgewogene Ernährung in ein bewusstes Leben integriert haben, möchten die damit verbundenen Vorteile meist nicht mehr missen.
Auf seinen Körper hören
Für Menschen mit Typ-1-Diabes besteht bereits in jungen Jahren die Notwendigkeit, sich mit ihrem Körper auseinanderzusetzen. Zumindest mit jenem Teil, der den Stoffwechsel betrifft. Die wenigsten werden das im ersten Moment als bereichernd empfinden. Von heute auf morgen gilt es, darauf zu achten, wie viel und welche Art von Nahrung man zu sich nimmt, Kohlenhydrate müssen berechnet und der Blutzucker im Blick behalten werden. Um eine gute Diabeteseinstellung zu erreichen, sollte – gemeinsam mit einem Diabetes-Team – die passende Therapie gefunden und im Laufe der Zeit immer wieder angepasst werden. Ein Prozess, der mal mehr und mal weniger herausfordernd sein kann. Bestenfalls gelingt es jedem selbst, ein Gespür dafür zu entwickeln, wie der eigene Körper worauf reagiert. Was passiert, wenn ich abends etwas Süßes esse, wie verhält sich mein Blutzucker bei Stress, Sport oder zu wenig Schlaf? Bin ich bereit und in der Lage, die Ausschläge nach oben oder unten gut abzufedern, spüre ich eine nahende Hyper- oder Hypoglykämie? Was tut mir gut, was nicht?
Es geht um Selbstfürsorge
Wie so oft hängt alles irgendwie miteinander zusammen. Wer auf Ernährung und Bewegung achtet, hat in der Regel ein besseres Gefühl für den eigenen Körper. Veränderungen werden eher wahrgenommen, Maßnahmen schneller ergriffen und im Zuge dessen gelingt auch eine gute Diabeteseinstellung häufig besser. Je besser diese ist, desto eher lässt sich der eingeschlagene gesundheitsfördernde Weg fortsetzen.
Für unsere Gesundheit können wir jederzeit selbst etwas tun. Wer für sich selbst sorgen kann, ist zufriedener, und um dies möglichst lange zu können, bedarf es der Selbstfürsorge. Selbstfürsorge in der Psychologie bedeutet, sich Zeit für die Dinge zu nehmen, die dabei helfen, gut zu leben und die seelische sowie körperliche Gesundheit zu verbessern. Wenn wir also darauf achten, uns gesund zu ernähren, ausreichend zu bewegen und Rücksicht auf unseren Diabetes zu nehmen, dann profitieren wir am Ende auf allen Ebenen selbst davon. Kurzfristig und langfristig. Auch dann, wenn wir älter werden.
Wenn der Körper weniger Hormone produziert und Stoffwechselprozesse durcheinandergeraten (siehe auch das Thema
Wechseljahre). Wenn wir unerwünschte Veränderungen wahrnehmen, wie etwa ein paar Kilo mehr auf der Waage oder das Nachlassen der Sehkraft. Auf manche Dinge haben wir wenig Einfluss – auch wenn die Kosmetikindustrie immer wieder behauptet, unsere Falten erfolgreich reduzieren zu können. Wer aber frühzeitig damit beginnt, auf seinen eigenen Körper zu achten, kommt in der Regel auch mit den altersbedingten Veränderungen besser zurecht.
Unterstützung durch Technologie
Ebenso wie der Körper verändert sich auch der Diabetes und so sind immer wieder Anpassungen erforderlich. Dank moderner Medizintechnik gibt es inzwischen vielfältige hilfreiche Unterstützung. Ob Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM), Insulinpumpen oder – immer häufiger auch – die Kombination beider Technologien in einem AID System: Smarte Lösungen helfen immer effektiver dabei, eine gute Diabeteseinstellung zu erreichen und den Alltag mit Diabetes zu erleichtern. Dass jeder Algorithmus, der hierbei zum Einsatz kommt, immer nur so gut sein kann, wie die Informationen, mit denen er von Anwendenden gefüttert wird, soll an dieser Stelle kein Thema sein. Um möglichst lange fit zu bleiben, ist mehr erforderlich als smarte Diabetes- Technologie.
Tipps zur Selbstfürsorge und Vorsorge
- Ernährung: Bewusst essen und das „Snacken“ nebenbei ebenso wie leere Kohlenhydrate möglichst vermeiden. Selbst kochen. Eine bewusste Haltung auch Lebensmitteln gegenüber annehmen und dankbar dafür sein.
- Bewegung: Körperliche Aktivität in den Alltag integrieren. Am besten regelmäßig Ausdauer- und Krafttraining. Muskeln aufbauen und erhalten!
- Entspannung und Achtsamkeit: Häufiger auch mal Yoga und Meditation (evtl. geführte Mediationen) integrieren – insbesondere nach stressigen Tagen. Öfter mal innehalten und in sich hineinhorchen und das tun, was gut tut.
- Kontrolltermine in der diabetologischen Praxis wahrnehmen. Mögliche Probleme rechtzeitig ansprechen.
- Fuß-Vorsorge: Die Füße regelmäßig gewissenhaft selbst überprüfen oder die Podologie in Anspruch nehmen.
- Weitere Vorsorgetermine unabhängig vom Diabetes wahrnehmen: Krebsvorsorge, zahnärztliche Kontrolle, Gesundheits-Checkups usw.
- Schlaf: regelmäßig und ausreichend; Schlafprobleme beim Arzt ansprechen.
- Mit dem Rauchen aufhören.
- Übergewicht in Angriff nehmen und möglichst reduzieren.
1offizielle Seite der Studie: www.base2.mpg.de/de
2 zitiert nach Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) e. V. (menschen-mit-diabetes.de/ ratgeber/diabetes-Typ1-im-alter)