Kraftquellen für mehr Therapie-Motivation bei Typ-1-Diabetes
Diabetes hat man immer. Rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche und 52 Wochen im Jahr. Pause vom Diabetes? Fehlanzeige. Auch wer sich gut um seinen Diabetes kümmert, erlebt Phasen mit geringer Motivation. Die wenigsten können 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr ihren Therapie-Aufgaben perfekt nachkommen. Akuter Stress oder eine gedrückte Stimmung können dann dazu führen, dass die Blutzuckereinstellung vernachlässigt wird. In den meisten Fällen sind solche „Durchhänger“ nur vorübergehend und daher kein Grund zur Sorge. Kommt es allerdings häufiger zu Motivationstiefs oder dauern diese länger an, solltet ihr nach den Ursachen forschen. Sind die eigenen Ansprüche an das Diabetesmanagement vielleicht so groß, dass sie lähmend wirken? Gibt es soziale Probleme, Schwierigkeiten im Beruf oder Unstimmigkeiten im Privatleben, die das Diabetesmanagement beeinträchtigen?
Die Behandlung von Diabetes funktioniert nur, wenn man selbst im Alltag intensiv mitwirkt. Die gute Nachricht: Schon kleine Schritte können die Therapiemotivation verbessern und damit langfristig den Erfolg sichern.
Hast Du das Gefühl, dass die Belastung zu groß wird, um sie alleine zu tragen, solltest Du das Gespräch mit Deinem Arzt oder einem Psychotherapeuten suchen. Dasselbe gilt, wenn der Verdacht auf eine psychische Erkrankung wie etwa eine Depression vorliegt. Es gibt immer mehr therapeutische Angebote, die sich speziell an chronisch erkrankte Menschen richten. Psychologen können sich beispielsweise zum „Psychodiabetologen“ weiterbilden.
Mit Achtsamkeit zu besseren Blutzuckerwerten
Eine neuere Therapieform, die an verschiedenen Standorten auch in Bezug auf das Diabetesmanagement erprobt wird, ist die „Akzeptanz- und Commitment-Therapie“. Darin geht es einerseits darum, den Diabetes als Teil des eigenen Lebens zu akzeptieren, zum anderen soll man sich seiner Prioritäten und Ziele im Leben bewusst werden.
Ein Bestandteil dieser Therapie sind Achtsamkeitsmeditationen, die für sich allein schon ein wertvolles Hilfsmittel im Umgang mit Diabetes sein können. Richtig angewendet, fördern sie die Akzeptanz der Erkrankung sowie die Entspannung. Außerdem trägt das bewusste Wahrnehmen dessen, was in einem vorgeht, zu einem besseren Verständnis der eigenen Beweggründe für das Einhalten oder Nichteinhalten der Therapievorgaben bei. Darüber hinaus kann es auch der Blutzuckereinstellung zu Gute kommen, wenn man lernt, den eigenen Körper genauer zu beobachten. Erste Studien belegen bereits, dass Achtsamkeitstraining den HbA1c-Wert positiv beeinflusst.
Alltag mit Diabetes: Hilfe annehmen und Gleichgesinnte treffen
Wer sich als Einzelkämpfer um den Diabetes kümmert, dem wird schnell die Puste ausgehen. Viele erleben die Unterstützung ihrer Familie als hilfreich. Wenn Angehörige zum Beispiel um die Symptome einer Unterzuckerung wissen, lassen sich viele Hypoglykämien frühzeitig erkennen. In manchen Fällen kann die Hilfe natürlich auch umschlagen. Das Familienmitglied mit Diabetes fühlt sich dann möglicherweise überwacht oder bevormundet. Solche Probleme sollten am besten direkt angesprochen werden. Neben dem Partner und der Familie kann auch der Kontakt zu anderen Menschen, die mit Diabetes leben, eine große Unterstützung sein. In Selbsthilfegruppen, den Diabetesverbänden und bei „Pumpentreffs“ finden sich genauso kompetente und erfahrene Ansprechpartner wie in Online-Foren oder durch Blogs. Auch Diabetes-Schulungen, die speziell ausgebildete Berater in Arztpraxen durchführen, geben vielen Teilnehmern einen Motivationsschub.
Und regelmäßig das eigene Wissen rund um Diabetes aufzufrischen und sich mit anderen auszutauschen, hält langfristig das Engagement aufrecht.
Süße Momente: Den Genuss nicht verlernen
Psychologen betonen, dass es gerade bei Diabetes wichtig ist, auch ganz bewusst Momente des Genießens zuzulassen. Sich hin und wieder etwas zu gönnen, erhält langfristig die Motivation, sich um seinen Blutzucker zu kümmern. Um sich selbst zum Beispiel für einen guten HbA1c-Wert zu belohnen, ist alles erlaubt, was Spaß macht – auch der Genuss von zuckerhaltigen kleinen Sünden, die man sich ansonsten vielleicht verkneift. Gerade für Paare ist es außerdem wichtig, dass die Krankheit nicht die ganze Beziehung dominiert. Es sollte noch gemeinsame Themen außer dem Diabetes geben und Zeit für unbeschwerte Momente.
7 Kraftquellen für mehr Motivation in der Diabetes-Therapie
- Verknüpfen Sie Therapiehandlungen wie messen und spritzen mit positiven Gedanken, Gefühlen oder Tätigkeiten. Belohnen Sie sich für Erfolge oder für das Ausführen von unangenehmen Tätigkeiten mit etwas, das Ihnen Freude bereitet.
- Verzeihen Sie sich Fehltritte und Phasen geringer Motivation. Diese sind normal und unproblematisch, solange sie nicht überhandnehmen.
- Wenn Ihnen danach ist, sprechen Sie mit Freunden, Ihrem Partner oder Ihrem Arzt darüber, wie Ihnen das Diabetesmanagement gelingt. Halten Sie sich aber auch Raum im Leben und in Ihrer Beziehung offen, in dem es nicht um die Krankheit geht.
- Bilden Sie sich bei Schulungen und im Internet weiter und überprüfen Sie von Zeit zu Zeit, ob Ihr Diabeteswissen und Ihre Therapieform noch aktuell sind.
- Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus, um Gleichgesinnte zu finden, Tipps und Tricks zu lernen oder in puncto technischer Neuentwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben.
- Ersetzen Sie negative Glaubenssätze wie „Ich bin einfach zu faul“ durch eine positive innere Stimme, die Sie anspornt: „Ich schaffe das!“
- Fühlen Sie sich bei Ihrem Arzt eigentlich gut aufgehoben? Bei der Diabetes-Therapie müssen Arzt und Patient zusammenarbeiten und gemeinsam die Therapieziele festlegen. Scheuen Sie sich bei Zweifeln nicht, einen anderen Arzt aufzusuchen oder einen Facharzt zurate zu ziehen.