Lebensgefühl Diabetes: Es geht mir gut!
Dies ist ein Artikel unserer Gastautorin Katharina Weirauch. Katharina hat seit 2008 Typ-1-Diabetes.
Diabetes, Diabetes und noch mal Diabetes. Morgens, mittags und abends. Privat und beruflich und auf allen Ebenen dazwischen.
Irgendwie geht es in meinem Leben laufend um diese Erkrankung. Ich denke über meine Blutzuckerwerte nach, über deren Optimierung und das nervige Drumherum. Diabetes ist – wie es so schön heißt – ein Vollzeitjob.
Aber er ist ja nicht durchgehend schlimm. Ich habe nicht das Gefühl zu leiden. Oder dass es mir deswegen ständig schlecht geht, ich mich rund um die Uhr krank fühle oder so. Meistens geht es mir sogar schlicht und ergreifend gut. Besonders dann, wenn ich mir bewusst mache, was ich alles mit dem Diabetes kann und was ich machen könnte, wenn ich wollte.
Natürlich gibt es so ein paar Punkte im Leben mit Diabetes, die kann man nicht schön- oder gar wegreden. Man lebt mit einem gewissen Risiko, zum Beispiel vor Unter- und Überzuckerungen oder vor Folgeerkrankungen. Man muss Dinge bedenken und planen. Mal eben aus dem Haus gehen, nichts mitnehmen und erst Stunden später wiederkommen, ist kaum möglich, sofern man vernünftig handeln will. Es gibt die Pikse am ganzen Körper. Aber das hält mich doch nicht von einem Leben ab, das ich mir selbst gestalten kann.
Manchmal fällt mir das selbst aus dem Nichts ein und ich denke: Huch, mir geht es ja gut! Denn wie gesagt, ich beschäftige mich viel mit dem Diabetes – meinem eigenen und dem von anderen. Dabei gerät hin und wieder in den Hintergrund, dass ich ziemlich gut klarkomme.
Mein Wohlbefinden ist ab und zu sogar ganz unabhängig von meinem Blutzucker und anderem Diabetes-Management. Ich kann mit zu hohen Werten schlafen und trotzdem einen guten Tag haben. Oder eine Unterzuckerung in einer total ungünstigen Situation bekommen und dennoch überwiegend gute Erinnerungen an das Drumherum haben.
Diabetes macht nicht alles kaputt und schlecht. Er macht es nur auch nicht einfacher. Ich rufe mir das selbst oft ins Bewusstsein, um meine Komfortzone zu verlassen und den Diabetes nicht als Ausrede zu nutzen.
Niemand außer einem selbst kann entscheiden, wie sehr der Diabetes das eigene Leben beeinträchtigt. Und selbst die eigene Wahrnehmung kann und darf sich von Situationen zu Situation ändern. Trotzdem kann ich für mich persönlich sagen, dass es mir hilft, zu hinterfragen, ob der Diabetes mir jetzt in diesem Moment irgendetwas versperrt. Oft ist die Antwort schlicht: Nein, tut er nicht. Und dann geht es mir allein wegen dieser Erkenntnis schon kurz gut.