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Gesundheit & Körper

Reha mit Typ-1-Diabetes

Ich bin dann mal weg…

Eine Reha aufgrund von Typ-1-Diabetes beantragen? Was spricht dafür? Wie stellt man einen Antrag und worum geht es vor Ort? Hier erfahren Sie wichtige Infos und Tipps dazu.

„Ich bin überzeugt davon, dass jeder Mensch mit Typ-1-Diabetes, unabhängig vom Lebensalter, von einer Reha profitieren kann“, sagt Dr. Lukas André, der die Abteilung Innere Medizin an der Rehaklinik Fachklinik Schwaben in Bad Mergentheim leitet. Für Kinder und Jugendliche sei ein Reha-Aufenthalt vor allem direkt nach der Erstdiagnose förderlich und wirke sich positiv auf den Verlauf aus. Aber auch für Erwachsene gelte: „Die Reha direkt nach der Erstdiagnose ermöglicht einen idealen Einstieg in das komplizierte Thema des Blutzucker-Managements“, erklärt der Diabetologe.

Die 26-jährige Pia Eberstein hatte kürzlich genau diese Erfahrung gemacht. Nach drei Wochen Reha in einer Klinik im Teutoburger Wald, bestätigt sie: „Hier hatte ich das Gefühl, dass es ausschließlich um mich und meine Gesundheit geht.“ Genau das war der Hamburgerin, die auf eher schockierende Weise von ihrem Diabetes erfuhr (siehe Seite 20), wichtig. „In der Reha konnte ich die Diagnose verarbeiten und lernen, wie ich meinen Blutzucker, selbst beim Sport, stabil halte.“ Pia Eberstein würde eine Reha bei Diabetes unbedingt empfehlen, betont aber, dass diese nicht mit einem Urlaub zu verwechseln sei: „Es war manchmal auch anstrengend und ging früh morgens schon mit Sport los.“ Eine Reha bringe vor allem dann etwas, wenn man bereit sei, richtig mitzumachen. Dann könne man auch viel mit in den Alltag nehmen, so Dr. André.

Wie verhält es sich bei noch sehr jungen Kindern?

Bei jüngeren Kindern oder auch wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass es zu Heimweh kommt, kann auch eine ambulante Reha in Frage kommen. Alternativ besteht zudem ein Anspruch auf Mitnahme einer Begleitperson, wenn diese zur Durchführung oder für den Erfolg der Reha-Maßnahmen notwendig ist. Ist die Begleitperson berufstätig, wird der Verdienstausfall erstattet, auch ein Wechsel der Begleitperson ist möglich. Weitere Informationen findet man hier: www.kinder-und-jugendreha-im-netz.de/fragen-antworten

Hilfe zur Selbsthilfe in allen Lebenslagen

Medizinische Reha ist nicht nur direkt nach der Diabetes-Erstdiagnose zu empfehlen, sondern generell dann, wenn grundlegende Veränderungen anstehen. Dr. André gibt ein Beispiel: „Für die Umstellung von Spritzen auf eine Insulinpumpe ist eine 50-stündige Aufklärung vorgesehen, die, eingebettet in einen Reha-Aufenthalt, mit ganzheitlichen Tipps und Therapieangeboten abgerundet werden kann.“ Generell soll während der Reha umfassendes Wissen über die Erkrankung und den Umgang damit vermittelt werden. „Im Umfeld der stationären Reha können wir Patientinnen und Patienten rund um die Uhr betreuen, Blutzuckerwerte optimieren und beratend zur Seite stehen. Ein Klinikaufenthalt ist also mit zahlreichen Vorteilen verbunden.“

Auch wenn, zum Beispiel bei älteren oder nicht so technikaffinen Personen, der Umstieg auf ein CGM-System geplant ist, kann dies ein Anlass sein. „Wir nehmen uns Zeit, die Technologien zu erklären und stehen auch hier beratend zur Seite.“ Bei Schwierigkeiten mit dem Blutzucker- Management, zu hohen HbA1c -Werten oder gar Herz-Kreislauf-Problemen, könne eine Reha dabei helfen, ein metabolisches Gleichgewicht wiederherzustellen und das Glukose-Management zu optimieren. Ist es bereits zu diabetischen Folgeerkrankungen gekommen, kann das Reha-Team dabei unterstützen, den Alltag neu zu strukturieren, Symptome zu lindern und dem Fortschreiten von Beschwerden vorzubeugen. Darüber hinaus seien Ernährungsumstellungen oder veränderte Sportgewohnheiten ein guter Anlass, um im Rahmen einer Reha das eigene Wissen zu erweitern und fachliche Unterstützung zu erhalten.

Einen Antrag stellen

Wer sich für eine Reha-Maßnahme interessiert, bespricht dies am besten zuerst mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin. Ein ärztlicher Befundbericht erhöht die Chancen auf Erfolg. Hilfreich ist es, wenn der Arzt mögliche Ablehnungsgründe bereits entkräftet und Gesundheitsschäden, die ohne Reha drohen, aufführt. Nach Antragseingang prüfen Leistungsträger diesen meist innerhalb von drei Wochen und versenden postalisch den Bescheid. Im Falle einer Ablehnung kann binnen eines Monats Widerspruch eingelegt werden. Ein formloses Schreiben (am besten per Einschreiben) genügt. Wird erneut abgelehnt, empfiehlt es sich, einige Monate später einen neuen Antrag mit weiteren Befunden zu stellen.

Wie sag ich’s meinem Arbeitgeber und den Kollegen?

Jenen, die in Hinblick auf Arbeitgeber und Kollegen mit einem schlechten Gewissen hadern, wenn sie sich eine medizinische Auszeit nehmen, liefert Lukas André ein treffendes Argument: „Je besser Menschen mit Typ-1-Diabetes ihren Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht halten, desto seltener kommt es zu kurzfristigen und unkalkulierbaren Fehlzeiten durch Krankheiten.“ Eine Reha sei daher auch im Interesse von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern.

Reha ist kein Urlaub. Vielmehr sollen Menschen wieder fit für den Alltag werden und absolvieren dafür oft ein strammes Programm, das auch Bewegung enthält.

Fragen & Antworten

Wo stelle ich meinen Reha-Antrag?

Berufstätige bei der Rentenversicherung (auch online möglich), Rentnerinnen und Rentnern bei der Krankenkasse. Antragsformulare und Infos gibt es hier: www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Reha/reha_node.html

Wie oft darf ich eine Reha beantragen?

Bei Vorliegen medizinischer Gründe – dazu zählt auch Diabetes – besteht alle vier Jahre Anspruch.

Wer trägt die Kosten?

Bei Erwerbstätigen übernimmt die Deutsche Rentenversicherung, bei Rentnerinnen und Rentnern die gesetzliche Krankenkasse die Kosten.

Wie lange dauert der Aufenthalt?

Acht bis 22 Tage. In der Regel aber drei Wochen.

Bekomme ich während der Reha Gehalt?

Ja. Arbeitnehmende haben einen Anspruch auf sechs Wochen Lohnfortzahlungen für medizinische Rehabilitationen. Ist dieser Anspruch wegen vergangener Reha-Aufenthalte bereits ganz oder teilweise verbraucht, können Betroffene vom Rentenversicherungsträger Übergangsgeld erhalten.

Werden Urlaubstage für die Reha abgezogen?

Nein.

Wie finde ich die richtige Klinik?

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DGG) zertifiziert herausragende Reha-Einrichtungen für Menschen mit Diabetes
(www.ddg.info/behandlung-leitlinien/zertifizierte-praxen-/-kliniken). Wunschkliniken können bei der Antragstellung angegeben werden.

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