Wie erkennt man Typ-3-Diabetes und wie wird dieser behandelt?
Dr. med. Jens Kröger, Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie, Diabeteszentrum Hamburg City
„Herr Dr. Kröger, unter Diabetes Typ 3 fasst man die Fälle zusammen, die auf eine Erkrankung zurückzuführen sind, aber nicht Typ 1 oder Typ 2 zugeordnet werden können. Wie erkennt man Typ 3?“
Dr. Kröger: „Die Symptome sind die gleichen wie bei Typ 1 und Typ 2, je nach Blutzuckerstoffwechsellage. Bei nur leicht erhöhten Blutzuckerwerten können keine Symptome bestehen, bei höheren Werten zum Beispiel vermehrtes Trinken und Wasserlassen, Gewichtsverlust, schlecht heilende Wunden. Die Einteilung, um welchen Typ es sich handelt, erfolgt erst im nächsten Schritt: Wenn wir uns die Ursachen ansehen.“
„Die Ursachen sind vielfältig, es gibt acht Untergruppen. Welcher Typ kommt besonders häufig vor?“
Dr. Kröger: „Am häufigsten ist der Typ-3c-Diabetes, er entwickelt sich aufgrund einer akuten oder chronischen Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, in deren Verlauf die insulinproduzierenden Beta-Zellen zerstört werden (zum Beispiel eine Pankreatitis durch Alkohol). Hier erfolgt häufig eine Insulintherapie. Danach kommt Typ-3a-MODY (Maturity Onset Diabetes of the Young), er wird verursacht durch genetische Defekte, die zu einer Funktionsstörung der Beta-Zellen führen.“
„Muss die Therapie entsprechend angepasst werden?“
Dr. Kröger: „Ja. Patienten mit MODY 3, 2 und 1 – hier gibt es 14 Unterformen – können eine Zeit lang mit Tabletten behandelt werden, die die Abgabe von Insulin durch die Beta-Zellen erhöhen. Da MODY häufig bei jungen Menschen unter 25 Jahren familiär gehäuft auftritt, kann diese Behandlung viele Jahre erfolgreich sein, bis man später dann bei 30 bis 40 Prozent der Betroffenen auf Insulin umstellen muss. Weil wir es bei MODY meist mit jungen, schlanken Menschen zu tun haben, kann das Problem bestehen, dass sie mit Typ 1 verwechselt werden und direkt eine Insulintherapie begonnen wird. Da MODY vererbt wird, sollte im Zweifelsfall eine Familienanamnese und eine humangenetische Untersuchung durchgeführt werden. Alle anderen Formen werden mit Insulin behandelt.“
„Ist es möglich, dass ein Typ-3-Diabetes wieder verschwindet, wenn die ursächliche Erkrankung geheilt wurde?“
Dr. Kröger: „Sind die Beta-Zellen unwiderruflich zerstört, etwa durch eine Tumoroperation an der Bauchspeicheldrüse, gibt es leider nichts, was wieder aktiviert werden könnte. Wurde der Diabetes durch Medikamente wie zum Beispiel Kortison ausgelöst, kann es sein, dass sich die Stoffwechsellage nach Absetzen dieser wieder normalisiert. In der Praxis erleben wir aber oft, dass dieser durch Medikamente ausgelöste Diabetes oft nur ein vorgezogener Typ-2-Diabetes ist; es existierte also bereits eine Diabetes-Vorstufe, die nun manifest wurde. Diese schmale Grenze zwischen Typ 2 und Typ 3 gibt es allerdings nur bei Typ 3e, also der medikamenteninduzierten Form.“
„Angenommen, ich habe noch keinen Diabetes, gehöre aber zur Risikogruppe, weil ich zum Beispiel an akuter oder chronischer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung leide. Ist es sinnvoll, den Blutzucker regelmäßig überprüfen zu lassen?“
Dr. Kröger: „Unbedingt! Auch bei MODY besteht die Gefahr, dass er lange unerkannt bleibt. Wie bei Typ 2 haben wir hier oft eine jahrelange Vorlaufzeit, in der bereits Schäden an den Organen entstehen können.“