Mit Diabetes aufs Oktoberfest
Oktoberfest – wie irreführend! In Wahrheit beginnt die Sause auf der Münchner Theresienwiese nämlich
schon Ende September und ist Anfang Oktober schon wieder vorbei. Aber mittlerweile haben sich ja auch andere, kleinere „Oktoberfeste“ in vielen Städten und Gemeinden etabliert und selbst im Ausland wird nach bayrischer Art gefeiert, zum Beispiel in Blumenau (Brasilien) oder Windhoek (Namibia).
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Und ich bin mir ganz sicher:
Auf jedem dieser Oktoberfeste, egal ob auf dem Original, im kleinsten Dorf oder in der weiten Welt, tummeln sich Menschen, deren Bauchspeicheldrüse fristlos gekündigt hat – und sehen sich wieder ganz neuen Herausforderungen gegenüber. -
Wie viel Kohlenhydrate stecken überhaupt in einer Maß Bier?
(Ich hab das mal für euch heraus gesucht: 100 ml Bier haben im Durchschnitt zwischen 3-5 Gramm Kohlenhydrate.) Wird Zuckerwatte so stark angerechnet, wie der Name es vermuten lässt und was spritze ich für einen Paradiesapfel? Und apropos Spritzen – wohin schon wieder mit Pen & Pumpe?! -
Gut, fangen wir von vorne an. Bevor es überhaupt aufs Oktoberfest los geht, muss das Styling natürlich sitzen.
Die Herren der Schöpfung haben es hier einfacher und können Pen, Pumpe und Traubenzucker einfach in den Taschen der Lederhose verstauen… Anders als die Frauen! Kleider haben meist keine Taschen, und wer sich nicht selbst welche einnähen kann, greift am Besten auf Bauch- und Sportgurte zurück. Manche Pumpenhersteller bieten auch Halterungen für den Oberschenkel an und mittlerweile gibt es sogar Unterwäsche mit eingenähter Pumpentasche. Bereit? Dann kanns ja los gehen! - Auf dem Weg zum Festzelt erliegen wir den nächsten Versuchungen:
Essen, Essen so weit das Auge reicht. Und was nur zuerst probieren? Popcorn? Früchtespieße mit Schokolade? Popcorn? Hier ist ein bisschen Recherche vorab gefragt; ich persönlich nutze hierfür BE-Tabellen für den Weihnachtsmarkt (einfach googlen!), da die Speisen oft ähnlich sind. Und regelmäßig bin ich erstaunt: So hat zum Beispiel Zuckerwatte gar nicht so viel BE, wie man vermuten könnte – dafür hauen andere Speisen umso mehr rein. Sucht euch die Kohlenhydratangaben von eurem Lieblingsessen also vorher raus und speichert euch einen Screenshot auf dem Handy! -
Gut gesättigt lassen wir uns also im Festzelt nieder und schon steht eine Maß Bier vor uns.
Und das Diabetikerhirn legt direkt wieder los: Wieviel BE hat das? Soll ich dafür überhaupt etwas spritzen? Generell solltet ihr bei Alkohol und Diabetes sehr vorsichtig sein, denn Alkohol blockiert die Zuckerneubildung in der Leber und kann daher zu nächtlichen Unterzuckerungen führen. Leider gibt es hier kein allgemeingültiges Rezept: Die einen verzichten auf Cocktails, weil die Kombination aus Zucker & Alkohol für eine Achterbahn bei ihnen sorgt – andere haben damit gar keine Probleme. Genau so verhält es sich mit Bier, Wein und Schnaps: Was beim einen funktioniert, kann beim anderen schief gehen. Hier gilt also die Devise: Langsam heran tasten, Insulin nur vorsichtig abgeben und am Besten eine Basis aus kohlenhydrathaltigen Medikamenten schaffen. Und: Nie mit einem zu niedrigem Blutzucker ins Bett gehen!
Wie immer wird uns Menschen mit Diabetes hier also einiges an Vorarbeit und Mitdenken abverlangt – aber lasst euch davon niemals abhalten oder den Spaß versauen! Man lebt nur ein Mal, und das bitte richtig!