Insulinpumpe: Das Wichtigste zur Basalrate

Basalrate - Versorgung mit dem Insulin-Grundbedarf

Die Basalrate deckt den Insulin-Grundbedarf (basalen Bedarf) ab, der den Blutzucker ohne Nahrungsaufnahme reguliert. Dieser Bedarf folgt einem tageszeitabhängigen Rhythmus der Insulinempfindlichkeit: Am höchsten ist er normalerweise morgens gegen 6.00 Uhr und abends gegen 18.00 Uhr. Niedrig ist er mittags sowie besonders niedrig nachts gegen 3 Uhr. Die Insulinempfindlichkeit steigt außerdem bei körperlicher Aktivität. Moderne Insulinpumpen ermöglichen durch Programmierung der Basalrate eine optimale Versorgung mit dem Grundbedarf an Insulin, das der Körper unabhängig vom Mahlzeiten-Insulin benötigt.

Maximal 50 % des Insulin-Tagesbedarfs sollten auf die Basalrate entfallen.

Basalratenprofil

Ziel der Insulinbehandlung ist es, den natürlichen Biorhythmus der Insulinabgabe einer gesunden Bauchspeicheldrüse so weit wie möglich nachzuahmen. Das gelingt am besten durch die kontinuierliche Insulinversorgung mit einer Insulinpumpe.

Dazu wird der basale Insulinbedarf – je nach Insulinpumpen-Modell – auf 12, 24 (stündlich variabel) bzw. 48 (halbstündlich variabel) Zeitblöcke aufgeteilt. Es ergibt sich in der Regel das „typisch zweigipflige“ Basalratenprofil.

Basalrate und physiologischer InsulinbedarfBasalrate und physiologischer Insulinbedarf

Einflussfaktoren

Das Basalratenprofil wird erstmals im Rahmen der Einstellung auf die Insulinpumpe festgelegt.

Es kann sich durch verschiedene Faktoren verändern und muss regelmäßig überprüft werden.

Eine Überprüfung ist vor allem notwendig bei: unerklärlichen Blutzuckerschwankungen bzw. Unterzuckerungen; einer deutlichen Gewichtsveränderung (wodurch sich die Insulinempfindlichkeit ändern kann); dem Beginn der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten, die den Blutzucker beeinflussen, wie Cortison; beim Eintritt einer Schwangerschaft; bei Frauen mit Beginn der Wechseljahre; während der Pubertät.

Körperliche Aktivität, Stress, Krankheit haben einen kurzzeitigen Einfluss auf den basalen Insulinbedarf. Hier setzt man am besten die temporäre Senkung oder Erhöhung der Basalrate ein, bei der die Basalrate über einen gewissen Zeitraum prozentual oder absolut verringert oder erhöht wird. Bei wiederkehrenden Einflüssen lohnt es sich, ein zweites Basalratenprofil zu erstellen und dieses bei Bedarf auszuwählen.

Alle Insulinpumpen bieten heute die Möglichkeit, mehrere Basalratenprofile anzulegen. Dies bietet sich für spezielle Situationen an, die regelmäßig wiederkehren zum Beispiel Nacht- bzw. Wechselschichten, die Menstruation und das Ausschlafen am Wochenende.

Insulin mit Insulinpumpe flexibel anpassen

Eine Insulinpumpe bietet die Chance, im Alltag flexibel auf neue Situationen reagieren zu können. Mit keiner anderen Insulintherapie lässt sich die physiologische Funktion der Bauchspeicheldrüse so gut nachahmen wie mit der Insulinpumpen-Therapie. Moderne Insulinpumpen ermöglichen dabei durch Programmierung der Basalrate eine optimale Versorgung mit dem Grundbedarf an Insulin (Basalinsulin), das der Körper unabhängig vom Mahlzeiten-Insulin (Bolusinsulin) benötigt. Dabei unterscheidet man

Längerfristig: das Basalratenprofil

Viel Insulin am Morgen, wenig am Mittag, etwas mehr am Abend und sehr wenig nachts. Das ist der physiologische Insulinbedarf des Körpers. Insulinpumpen können eine annähernd genaue Abdeckung dieses individuellen Insulinbedarfs mit Hilfe von – je nach Modell – 12, 24 bzw. 48 variablen Basalratenzeitblöcken erreichen. Zusammen ergeben sie das Basalratenprofil, das in der Regel über einen längeren Zeitraum beibehalten wird.

Beispiel für ein BasalratenprofilBeispiel für ein Basalratenprofil

Kurzfristig: die temporäre Basalrate

Auch alltägliche Situationen können den Insulin-Grundbedarf beeinflussen. Dazu gehören z.B. jede Art von körperlicher Aktivität (nicht nur Sport), aber auch Bettruhe oder die Einnahme bestimmter Medikamente. In diesen Fällen kann man über eine kurzfristige Senkung der Basalrate oder Erhöhung der Basalrate die Insulinzufuhr optimal auf die Bedürfnisse des Körpers abstimmen. Dieses „Arbeiten“ mit der temporären Basalrate gehört zu den großen Vorteilen einer Insulinpumpe, weil so mehr Spontaneität möglich ist.

Prozentuale Senkung der Basalrate für 4 StundenProzentuale Senkung der Basalrate für 4 Stunden

Basalrate senken

Wenn der Insulinbedarf kurzfristig sinkt, steckt meist körperliche Bewegung dahinter. Kommt man in Bewegung, wird die Muskulatur aktiviert, die wiederum mehr Energie benötigt. Zudem erhöht sich durch Bewegung die Insulinempfindlichkeit der Muskelzellen, d.h. der Körper braucht weniger Insulin. Wenn man nicht rechtzeitig die Insulinzufuhr reduziert, kommt es zu einer Unterzuckerung. Es sei denn, man nimmt die entsprechende Menge an Kohlenhydraten zu sich.

Bewegung im Alltag

Viele Pumpenträger nutzen die Möglichkeit der Basalratensenkung nur beim Sport. Dabei gibt es auch im Alltag viele Situationen, in denen der Insulinbedarf zwischenzeitlich niedriger ist, z.B.

  • bei der Hausarbeit
  • beim Einkaufen
  • bei der Gartenarbeit
  • beim Keller aufräumen
  • bei einem Umzug

Haben Sie schon an sich selbst bemerkt, dass Ihr Blutzucker in diesen Situationen fällt? Hier würde häufig schon eine geringe Senkung der Basalrate ausreichen, um das Absinken des Blutzuckers zu vermeiden.

Basalrate beim Sport senken

Leider gibt es keine allgemeinen Empfehlungen für die Höhe und die Dauer der Senkung beim Sport. Hier hilft nur „learning by doing“, denn grundsätzlich ist der Insulinbedarf individuell verschieden. Daher gilt also: Basalrate senken und den Effekt auf den Blutzucker engmaschig kontrollieren. Meist reicht beim Sport eine Senkung um 10 % nicht aus, deshalb mit 20 – 30 % beginnen.

Am schnellsten kommen Sie zum Ziel, wenn Sie eine Zeit lang ein Trainingstagebuch führen, in dem Sie für jede Sportaktivität die folgenden Werte notieren:

  • Datum und Uhrzeit
  • Intensität des Sports: Schreiben Sie dazu auf, welche Sportart Sie ausüben, oder überlegen Sie sich dazu ein eigenes Bewertungssystem für Ihre Sportaktivitäten, z.B.
    • Stufe 1: leichte Intensität
    • Stufe 2: mittlere Intensität
    • Stufe 3: hohe Intensität
    • Stufe 4: maximale Intensität
  • Uhrzeit der letzten Bolusgabe sowie eine eventuelle prozentuale Reduktion
  • Reduktion der Basalrate mit Prozent/Einheiten, Uhrzeit und Dauer
  • Blutzucker zu Beginn der Aktivität
  • Eventuelle Kohlenhydrate vor dem Sport/während des Sports
  • Weitere Blutzuckermessungen nach dem Sport mit Wert und Uhrzeit
  • Bemerkungen für das nächste Mal

So können Sie aus Ihren Erfahrungen lernen und individuelle „Faustregeln“ für die Basalratensenkung erarbeiten – am besten gemeinsam mit Ihrem Diabetesteam.

Weitere Empfehlungen zur Senkung der Basalrate

  • Beachten Sie, dass die Senkung nach dem Abstellen noch nachwirkt.
  • Kontrollieren Sie danach mindestens alle zwei Stunden Ihren Blutzucker, bis Sie Erfahrungswerte haben, ob der gewählte Prozentwert in der jeweiligen Situation passend ist.
  • Notieren Sie eine Zeit lang die beobachteten Werte, vor allem beim Sport, bis Sie genügend Erfahrungen haben.
  • Konsultieren Sie dazu auch Ihren Arzt.

Basalrate erhöhen

Wenn in bestimmten Alltagssituationen der Insulinbedarf ansteigt, bietet sich eine temporäre Basalratenerhöhung an, z.B. bei

  • Erkältung
  • fiebrigen Erkrankungen
  • kurzzeitiger Bettruhe (bei längerer Bettruhe empfiehlt sich ein neues Basalratenprofil)
  • Einnahme bestimmter Medikamente, z.B. cortisonhaltiger Arzneimittel
  • Stress/Aufregung

Im Gegensatz zur Senkung muss die Erhöhung meist länger beibehalten werden. Liegt man z.B. den ganzen Tag mit einer Erkrankung im Bett, bietet sich eine Erhöhung über den Zeitraum der Erkrankung bis zur vollständigen Genesung an. Bei Frauen in der Menstruation oder bei Menschen, die cortisonhaltige Medikamente einnehmen, kann der Insulinbedarf über mehrere Tage erhöht sein. Die mögliche Alternative zur temporären Basalrate wäre in diesem Fall ein neues Basalratenprofil. Bitte besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt.

Das bieten Ihnen alle Insulinpumpen-Modelle

Alle Insulinpumpen-Modelle bieten die Möglichkeit, eine temporäre Basalrate einzustellen. Dazu wird die programmierte Basalratenmenge über das entsprechende Menü für einen festgelegten Zeitraum prozentual oder absolut gesenkt bzw. erhöht. Danach kehrt die Insulinpumpe automatisch zum alten Basalratenprofil zurück. Um wie viel Prozent oder wie viele Einheiten eine Senkung oder Erhöhung sinnvoll ist, sollten Sie mit Ihrem Diabetesteam besprechen und vor allem ausprobieren; generelle Regeln gibt es hier nicht.